HR 2020: Bewusstes Handeln braucht Motive

HR 2020: Bewusstes Handeln braucht Motive

Wir als Menschen unterscheiden uns von allen anderen Lebewesen, denn wir haben die Fähigkeit, langfristig zu planen. Manchmal stehen Denken und Handeln in einem widersprüchlichen Verhältnis. 015a_Karin_Beck-Sprotte

Wir nehmen gewöhnlich an, dass wir umso besser handeln können, je gründlicher wir vorher nachgedacht haben. Auf der anderen Seite wissen wir aus Erfahrung, dass ein guter Denker keineswegs zwangsläufig gut handeln und umsetzen kann – viele entscheiden nicht rational, sondern intuitiv. Ist die Intuition also dem Verstand überlegen und unsere Gefühle steuern unser Handeln?

Motive für bewusstes Handeln

Dafür müssen wir uns die Fragen stellen inwiefern unsere Motive bewusst sind oder nicht. Wie bewusst treffen wir unsere Entscheidungen? Wie bewusst sind uns Gründe, in einer bestimmten Situation so und nicht anders zu handeln? Es gibt fast jedes Motiv in einer bewussten und einer unbewussten Form, und man spricht dementsprechend von expliziten (d.h. bewussten) und impliziten (d.h. unbewussten) Motiven.

Wenn wir einen Menschen fragen: “Warum machst du das?”, kann er uns über seine impliziten Motive im Normalfall keine Auskunft geben. Wir haben lediglich auf unsere bewussten Motive Zugriff und können nicht erklären, dass wir oft aus anderen Gründen handeln als wir meinen.

Handeln braucht Kapazität

Unser Bewusstsein hat eine sehr begrenzte Kapazität! Unglaublich viele Entscheidungen werden von uns unbewusst getroffen und zwar geleitet durch implizite Motive. Denn der unbewusste Teil der in unserem Gehirn ablaufenden Prozesse hat eine vergleichsweise gigantische Kapazität, die es ihm ermöglicht, in der gleichen Zeit zu einem Entschluss zu gelangen als der bewusste Teil. Unser Gehirn wäre sonst schlichtweg überfordert.

Selbstbild durch bewusste Motive

Unser Selbstbild gibt unter anderem Antworten auf die Fragen: “Wer bin ich?” und “Was ist mir wichtig?”. Es enthält also unsere eigenen Wünsche und Ziele, die man auch als explizite Motive bezeichnen kann. Durch explizite Motive Streben wir nach einem positiven Selbstwertgefühl. Wenn es Beispielsweise Teil meines Selbstbildes ist, gute Leistungen zu erbringen, werde ich mich besonders anstrengen, um mein Selbstbild zu bestätigen. Das wiederum tue ich, weil von diesem Selbstbild mein Selbstwert abhängt.

Implizit versus explizit

Von einem impliziten Motiv spricht man, wenn es einem Menschen Freude bereitet, seine eigenen Fähigkeiten zu steigern, sich selbst Herausforderungen zu setzen, usw. Das explizite Motiv hingegen strebt vielmehr danach, eine Bestätigung für ein Selbstbild der Sorte “Ich will der Beste sein” zu bestätigen.

Implizite Motive bedingen Verhalten direkt, wohingegen explizite Motive es uns ermöglichen, zwischen verschiedenen Handlungsalternativen zu wählen und Ziele zu setzen. Allerdings bleiben die expliziten Motive wirkungslos, wenn nicht gleichzeitig ein passendes implizites Motiv besteht, das unserem Handeln emotionale Kraft gibt.

Implizite Motive erkennen

Wenn nun die unbewussten Motive unsere wahren Antreiber hinter dem bewussten Handeln sind, wie können wir sie erkennen?

Was machen Sie, auch wenn Sie dafür keine Belohnung erhalten, immer wieder und empfinden Freunde dabei? Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Handlungen, die von impliziten Motiven angetrieben werden. Diese erleben wir als mühelos und angenehm – sie machen uns Spaß.

Wenn Sie jemand sind, der am liebsten stundenlang mit Freunden telefoniert und dabei total die Zeit vergisst, dann weist das auf ein implizites Anschlussmotiv hin. Wohingegen rein explizit motivierte Menschen diese Telefonate auf das Nötigste beschränken würden – im Sinne: „Wie lange muss ich noch mit ihm reden, damit er nicht denkt, ich sei ein schlechter Zuhörer?“.

Finden Sie Ihre unbewussten Motive und bringen Sie sie mit den expliziten, meist beruflichen Zielen in Einklang.

Eine Literaturempfehlung von Karin Beck-Sprotte: Menschenkenntnis von Alfred Adler, ISBN: 978-3-86647-195-5

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Über Karin Beck-Sprotte

Karin Beck-Sprotte
Karin Beck-Sprotte berät mit ihrem Unternehmen„beck2you“ seit 2004 als Management Coach HR-Professionals. Mehr als 20 Jahre Erfahrung im HR-Business sind ihre Basis. Ihre Ausbildung als Management Coach hat sie an der Intercoaching AG mit einem Diplom absolviert. Ihre Kenntnisse frischt sie regelmäßig durch zahlreiche Fortbildungen auf.


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