HR 2020: Candidate Experience im Employer Recruiting

HR 2020: Candidate Experience im Employer Recruiting

Candidate Experience ist zurzeit ein wichtiges HR-Thema. Es ist ausschlaggebend in jedem guten Recruitingprozess, wird jedoch nur von wenigen Unternehmen intensiv betrieben und eingesetzt.

Was ist Candidate Experience?

Candidate ExperienceIm Mittelpunkt von Candidate Experience steht der Bewerber und seine individuellen Erfahrungen von Recruitingprozessen. Diese Erfahrungen sammelt er an allen Touchpoints, die er mit einem Unternehmen hat (z.B. Telefon- und E-Mail-Kontakt, Social Media, Serviceportale etc.). Unternehmen müssen daher vollkommen die Sicht des Bewerbers einnehmen, um ihm ein tolles Erlebnis zu schaffen. Bei der Candidate Experience liegt vor allem die Beziehung und das Vertrauen zum potentiellen Arbeitgeber im Fokus, da die sich auf die Entscheidung des Bewerbers, den Job wirklich einzugehen, auswirkt. Oft hängt es bereits von der Beziehung ab, ob sich ein Interessent überhaupt bewirbt.

Employer Branding vs. Candidate Experience

Beim allgemeinen Employer Branding wird sich eher auf die Darstellung des Unternehmens fokussiert, als auf die Perspektive des Kandidaten. Hier steht die Bindung zum Bewerber sowie der persönliche Kontakt lediglich in der Orientierungsphase der Bewerbung im Mittelpunkt. In dieser Phase werden den Kandidaten via Social Media, Website-Inhalte oder Anzeigen die Möglichkeiten des Jobs aufgezeigt. Dabei versuchen Unternehmen mit den Bewerbern auf Augenhöhe zu sein und ihre Interessen zu fördern. Dazu bemühen sie sich auch um den persönlichen Kontakt via Social Media, E-Mail, Telefon oder Live-Chats, damit jede Frage direkt beantwortet wird. In dieser Phase sind die entsprechenden Ansprechpartner meist gut zu erreichen und die Transparenz des Unternehmens steht im Vordergrund.

Doch schon in der zweiten Phase, der eigentlichen Bewerbungsphase, nimmt diese Transparenz ab und die Beziehung zum Kandidaten bricht ab. Die Phase ist ein reines Abarbeiten der Bewerbungen – reine Verwaltung. Die Bewerber haben keinerlei Einfluss mehr auf ihre Bewerbung. Die Augenhöhe geht verloren, da der direkte Dialog oftmals nicht mehr weitergeführt wird. Es folgen häufig Standard-Mails, die den Eingang der Bewerbung bestätigen, aber weitere Auskunft gibt es nicht. Die Kandidaten können jetzt nur noch warten, wissen aber oft nicht, ob sie überhaupt eine Antwort erhalten werden. Hier ist die Gefahr groß, das Bewerber abspringen, Bewerbungen zurück ziehen oder dorthin gehen, wo die Transparenz höher ist. Um dies zu vermeiden, ist Candidate Experience Management gefragt.

Candidate Experience braucht Customer Relationship

Umfangreiche Applicant Tracking Systeme sind schön und gut, helfen jedoch keiner Bindung zum Bewerber. Candidate Experience hat mehr Ähnlichkeit mit Customer Relationship Management (CRM) aus dem Marketing. Zur Umsetzung eignen sich dessen transparente, kundenindividuelle e-Commerce-Prozesse:

  1. Bewerbung mit ein paar Klicks
    Kandidaten wollen nicht durch lange Bewerbungsschritte geführt werden, bis sie endlich ihre Bewerbung abschicken können. Das ist auch nicht der Sinn von Online-Bewerbungen. Achten Sie darauf, dass Bewerbungen mit einem Klick hochgeladen werden können und Kandidaten maximal ein paar wenige Kontaktdaten angeben müssen. So etwas funktioniert bereits erfolgreich bei der One-Klick-Bewerbung mit seinem Xing-Profil. Ein solcher Prozess treibt die Bewerberzahlen in die Höhe.
  2. Bewerben ohne Profil
    Auch, dass Bewerber sich oft erst ein Profil bei Unternehmen anlegen müssen, frisst Zeit und verlangt zusätzlichen Datenwust, den keiner braucht. Solche Profile schrecken viele Bewerber ab.
  3. Bewerbung verfolgen
    Wie bei Paketen und Einkäufen, wollen Kandidaten wissen, wo ihre Bewerbung gerade liegt, wer darauf guckt und welchen Status sie hat. Diese Transparenz gibt den Bewerbern das Gefühl, dass sich etwas aktiv tut und ihre Bindung aus der Orientierungsphase bleibt bestehen.
  4. Persönlicher Recruiting-Kontakt
    Wie der persönliche Kundenbetreuer oder Sachbearbeiter, braucht es für eine erfolgreiche Candidate Experience persönliche Recruiting-Kontakte. Hier können Fragen beantwortet und Unsicherheiten in der Wartezeit geklärt werden. Der Bewerber fühlt sich dauerhaft betreut, wodurch die Beziehung zum Unternehmen bestehen bleibt.

Fazit: Candidate Experience braucht, wie jeder andere Prozess in Unternehmen, Zeit, Engagement und Investement. Daran drohen solche Hype-Themen immer wieder zu scheitern. Unternehmen haben keine Geduld, wollen sofort Ergebnisse sehen. Lässt der Erfolg auf sich warten, fällt ein Thema schnell wieder unter den Tisch. Doch nur wenn Sie ausharren und Engagement investieren, werden Sie sehen, dass Candidate Experience eine große Chance bietet, sich im Recruiting-Wettbewerb von anderen Unternehmen abzuheben.

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Über Karin Beck-Sprotte

Karin Beck-Sprotte
Karin Beck-Sprotte berät mit ihrem Unternehmen„beck2you“ seit 2004 als Management Coach HR-Professionals. Mehr als 20 Jahre Erfahrung im HR-Business sind ihre Basis. Ihre Ausbildung als Management Coach hat sie an der Intercoaching AG mit einem Diplom absolviert. Ihre Kenntnisse frischt sie regelmäßig durch zahlreiche Fortbildungen auf.


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