HR 2020: Flüchtlinge am deutschen Arbeitsmarkt

HR 2020: Flüchtlinge am deutschen Arbeitsmarkt

Der große Zustrom von Flüchtlingen sei kein Problem für den deutschen Arbeitsmarkt – so die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Februar 2016. Rein quantitativ entstünden jährlich ca. 700.000 neue Arbeitsplätze. Doch wie sieht die Lage für Flüchtlinge am Markt wirklich aus und sind diese Konkurrenz für arbeitssuchende Deutsche?

Überschaubare Zahl arbeitender Flüchtlinge

ff 146 Der Fliegenpilz 690 363 original haDer Weg an den Arbeitsmarkt ist lang. Wirtschaftsverbände fordern daher seit Monaten mehr finanzielle Unterstützung von der Politik, um Flüchtlinge besser und schneller intergrieren zu können. Die BA hingegen sagt, dass die finanzielle Situation gut aussähe und auch Programme zur Eingliederung vorhanden seien. Unternehmen erwarten allerdings oftmals, dass Flüchtlinge den Fachkräftemangel überbrücken können, doch meist fangen diese als Hilfskräfte an, wie Kellner oder Reinigungskräfte. Für mehr brauche es häufig noch Weiterbildung. Die Zahl der erwerbstätigen Flüchtlinge sei jedoch noch überschaubar. Laut dem Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren 2015 lediglich 141.000 Flüchtlinge mit unbeschränktem Arbeitsmarktzugang in Deutschland. Bis Ende 2016 könne die Zahl der neuen Arbeitskräfte auf Asylbewerbern auf 500.000 bis 620.000 wachsen.

Wenig Konkurrenz zwischen Flüchtlingen und Deutschen

Konkurrenz für deutsche Arbeitssuchende sieht die BA nicht. Dafür sei die Zahl der arbeitssuchenden, anerkannten Asylbewerber noch zu gering. Das kann natürlich keine Langzeitprognose sein, aber für den Moment sei die Gefahr von Konkurrenz nicht vorhanden. Die IAB blickt dabei etwas tiefer. Es sei vor allem skeptisch zu betrachten, dass Flüchtlinge hauptsächlich Helferjobs ausüben. Diese sind nicht nur anstrengend, sondern auch gering bezahlt und die Kündigungsrate ist hoch. Deshalb wollen gerade viele Deutsche keine Hilfskräfte mehr sein. Aber ein Job muss Perspektiven geben, Aufstiegschancen bieten und nicht still stehen. Sonst sieht die IAB genau hier Potential für Konkurrenz zwischen Flüchtlingen, Langzeitarbeitslosen und gering Qualifizierten.

Studie: Unternehmen sind offen für Flüchtlinge

Die Hays AG hat zusammen mit dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) die Studie „Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt“ veröffentlicht. Darin wurden Unternehmen nach ihrer Einschätzung befragt und geschaut, welche Voraussetzungen für die Integration von Flüchtlingen erfüllt sein müssen. 354 Unternehmen haben mitgemacht, aus dem Dienstleistungsbereich, dem Industrie- und öffentlichen Sektor.

Die Grundstimmung der Online-Umfrage war positiv. Die Mehrheit (59 %) können sich vorstellen Flüchtlinge zu beschäftigen. Rund 19 Prozent der Großunternehmen tun es bereits. Trotz vieler Bedenken sehen die Unternehmen Flüchtlinge eher als Chance für den deutschen Arbeitsmarkt.

Bei den Einsatzbereichen sehen die Teilnehmer Asylbewerber vor allem in angelernten Tätigkeiten im handwerklichen oder technischen Bereich. Damit bestätigen sie die oben genannten Aussagen. Auch Unternehmen, die bereits Flüchtlinge beschäftigen, setzen diese für einfache Hilfstätigkeiten ein. In wissensbasierten Posten oder gar Führungspositionen sehen wenige der Befragten Möglichkeiten (21 % – 23 %).

90 Prozent der Unternehmen sehen die Pflicht der Integration aber beim Staat und fordern dort mehr Unterstützung in sprachlicher und fachlicher Weiterbildung. Die komplette Studie finden Sie hier als PDF.

Fazit: Das Thema ist kein leichtes und wird in den nächsten Jahren noch größer und wichtiger. Aber Staat und Wirtschaft müssen zusammen arbeiten, damit reale Chancen geboten werden können und dabei auch das Konkurrenzdenken gelindert wird.

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Über Karin Beck-Sprotte

Karin Beck-Sprotte
Karin Beck-Sprotte berät mit ihrem Unternehmen„beck2you“ seit 2004 als Management Coach HR-Professionals. Mehr als 20 Jahre Erfahrung im HR-Business sind ihre Basis. Ihre Ausbildung als Management Coach hat sie an der Intercoaching AG mit einem Diplom absolviert. Ihre Kenntnisse frischt sie regelmäßig durch zahlreiche Fortbildungen auf.


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