Transaktionsanalyse: Kommunikation verstehen

Transaktionsanalyse: Kommunikation verstehen

Für eine erfolgreiche und konfliktfreie Kommunikation gibt es viele Modelle. Auch ich habe hier bereits einige Beiträge zu gewaltfreien und spielerischen Kommunikation geschrieben. Ein Modell sticht jedoch in vielen Ratgebern ins Auge. Die Transaktionsanalyse nach dem amerikanischen Psychater Eric Berne. Mit diesem Modell können wir unser Kommunikationsverhalten besser verstehen und steuern.

Die Grundhaltungen

Karin Beck-Sprotte über KommunikationDie Transaktionsanalyse wird von den folgenden vier Grundeinstellungen bedingt:

  • Ich bin nicht o.k.- du bist nicht o.k.
    Eine sehr zerstörerische Grundeinstellung, bei der davon ausgegangen wird, dass niemand so wie er ist, „gut“ ist.
  • Ich bin nicht o.k. – du bist o.k.
    Eine sehr weit verbreitete Grundeinstellung, mit der wir unseren eigenen Wert herabsetzen und andere Menschen für wertvoller als uns selbst halten.
  • Ich bin o.k. – du bist nicht o.k.
    Hier misst man sich selbst einen höheren Wert als anderen Menschen bei.
  • Ich bin o.k. – du bist o.k.
    Der von Eric Berne verfolgte Ansatz, mit dem wir unseren eigenen Wert und auch den Wert anderer Menschen erkennen und würdigen.

Je nach Situation können sich im Alltag verschieden Grundhaltungen auftun. Im Unternehmen würde zum Beispiel das Prinzip „Du bist o.k. – ich bin nicht o.k.“ bedeuten, dass wir uns unterlegen fühlen, vielleicht sogar minderwertig in unserem Handeln. „Ich bin o.k. – du bist o.k.“ zeigt da zum Beispiel das respektvolle und gleichgestellte Miteinander unter Kollegen auf.

Bewusst entscheiden

Die Grundhaltungen der Kommunikation sind nicht festgefahren, sondern können wechseln. Das funktioniert allerdings nur, wenn Sie sich Ihre Grundeinstellung bewusst machen. Führen Sie sich vor Augen, wie Sie mit sich selbst und mit anderen umgehen. Erst dann können Sie etwas verändern. Die folgenden Fragen helfen dabei:

  • Wann fühle ich mich heute unterlegen oder weniger wert als andere?
  • Wann werte ich andere Menschen ab – und wie fühle ich mich dabei?
  • Wie wäre es, wenn ich meinen Fokus vor allem auf die liebenswerten Seiten anderer Menschen und auf ihre Stärken richte?
  • Wie kann ich mich immer wieder daran erinnern, meine Grundeinstellung zu überprüfen?

Ich-Zustände in der Kommunikation

Durch unsere Wortwahl, den Tonfall und die entsprechende Körpersprache werden verschiedene Zustände in einem Kommunikationsprozess gemessen:

Das Eltern-Ich
Nach Eric Berne „trägt jeder in seinem Inneren seine Eltern mit sich herum.“ In der Kommunikation äußert sich das dann z.B. darin, dass wir unseren Gesprächspartner bevormunden, ihm sagen, was er tun soll, sein Verhalten missbilligen, uns fürsorglich und bemutternd geben.

Das Erwachsenen-Ich
Unser Erwachsenen-Ich ist reif und kann Situationen weitestgehend sachlich und objektiv sehen. Kommunizieren wir in unserem Erwachsenen-Ich-Zustand, dann behandeln wir unseren Gegenüber gleichwertig, respektvoll und sind sachlich-konstruktiv.

Das Kind-Ich
So wie wir unsere Eltern in uns tragen, so lebt in uns immer auch das Kind, das wir einmal waren. Wir reagieren manchmal uneinsichtig oder trotzig, sind albern oder unsicher. Aber auch positive Qualitäten wie Phantasie, Neugier und Lerneifer können zu dem Kind in uns gehören und sich in der Kommunikation zeigen.

Auch diese Zustände wechseln während wir kommunizieren. Das ist davon abhängig, von welchem Zustand wir angesprochen werden. Auf das Eltern-Ich reagiert meist das Kind-Ich und umgekehrt. Gerade dieses Wechselspiel heißt nach Eric Berne Transaktionen. Diese laufen automatisch ab, sollten aber bei Konflikten bewusst wahrgenommen werden, um das auszudrücken, was man erreichen will.

Selbsterkenntnis als kommunikativer Schlüssel

Damit Sie die Transaktionen Ihrer Ich-Zustände auch bemerken und analysieren können, gibt es auch hier einige hilfreiche Fragen, die Sie sich stellen sollten:

  • Kenne ich einen Ich-Zustand vielleicht besonders gut von mir selbst?
  • Aus welchem Ich-Zustand handle ich in welchen Situationen?
  • Wie könnte ich mir in einer Kommunikationssituation hin und wieder darüber bewusst werden, aus welchem Ich-Zustand heraus ich gerade spreche?

Hier zählt der Blick von außen. Betrachten Sie Ihre nächste Kommunikation als Außenstehender und beobachten Sie ggf. eingefahrende Muster mit Ihrem Kommunikationspartner. Unterwerfen Sie sich häufig? Bevormunden Sie den anderen? Je genauer Sie die Situation beurteilen, umso eher können Sie Ihre Haltung ändern.

Buchtipp: Mehr zur Transaktionsanalyse und der Psychologie der Kommunikation lesen Sie in Eric Berne: Spiele der Erwachsenen.

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Über Karin Beck-Sprotte

Karin Beck-Sprotte
Karin Beck-Sprotte berät mit ihrem Unternehmen„beck2you“ seit 2004 als Management Coach HR-Professionals. Mehr als 20 Jahre Erfahrung im HR-Business sind ihre Basis. Ihre Ausbildung als Management Coach hat sie an der Intercoaching AG mit einem Diplom absolviert. Ihre Kenntnisse frischt sie regelmäßig durch zahlreiche Fortbildungen auf.


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