Veröffentlicht am 14.04.2015 in Blog
Goldene Eier suchen wir – bunte Hunde sind bekannt
Doch was bedeutet es bekannt zu sein? Weshalb assoziieren wir mit dem Begriffspaar „bunter Hund“ negative Attribute? Weshalb assoziieren wir mit dem Begriffspaar „goldenes Ei“ positive Attribute? Weil wir es so gelernt haben!
Zunächst sind es einfach nur zwei Worte: Bunt und Hund oder Gold und Ei. Doch Redewendungen haben das Ziel eine Verknüpfung herzustellen, um daraus eine Bedeutung – einen Sinn – abzuleiten.
Klassische Konditionierung
Die Lernform der klassischen Konditionierung ist auch als „Pawlowscher Hund“ bekannt und wurde von dem Mediziner und Psychologen Iwan Petrowitsch Pawlow entdeckt. Pawlow konditionierte einen Hund, dessen Speicheldrüsen bereits durch das läuten einer Glocke aktiviert werden konnten und somit durch einen bedingten Reiz: Geräusch der Glocke = Futter, das Verhalten des Hundes beeinflusste.
Wir Menschen können uns vor „Verknüpfungen“ der klassischen Konditionierung nicht schützen, es passiert einfach. Wir werden sozialisiert, weil wir in eine bestehende Welt hineingeboren werden. Doch wir sollten uns stets darüber bewusst sein, dass jeder von uns mit seinem Hund „gassi“ geht.
Operante Konditionierung
Der berühmte Erfinder der „Skinner-Box“, Burrhus Frederic Skinner (amerikanischer Psychologe, 1904-1990) prägte den Begriff: Operante Konditionierung. In der Reinform seiner Erfindung handelte es sich um eine Kiste mit einem herausstehenden Hebel und einem darunter stehenden Futternapf. Skinner bevorzugte in seinem Experiment hungrige Ratten und Tauben. Wenn diese zufällig an den herausstehenden Hebel kamen, füllte sich der Napf mit Futter.
Das Anreizsystem war der Auslöser als positiver Verstärker für das lernende Verhalten – die Ratten und Tauben betätigten immer öfter den Hebel. Die Umkehrung des Lernverhaltens konnte das Experiment ebenso aufzeigen, indem bei Betätigung des Hebels kein Futter mehr kam – die erlernte Konditionierung konnte dadurch wieder gelöscht werden.
Achten Sie demnächst darauf, wenn Ihnen jemand auf die Schulter klopft! Es könnte sich um eine „Hebelwirkung“ zu noch mehr Einsatzbereitschaft handeln.
Wie lernt man richtig? Üben, üben, üben!
Die Personalentwicklung und die Lernpsychologie spielt in der Aus- und Weiterbildung, der Konzeptionierung und in der Praxis für „richtiges Lernen“ eine dominante Rolle. Seit einigen Jahrzehnten zeichnet sich der Behaviorismus als Trendlinie ab. Der Behaviorismus nimmt an, dass sich das Verhalten aus Reaktionen zusammensetzt, die beobachtet werden können und sich durch andere beobachtbare Vorgänge im Kontext befinden.
Behavioristen betrachten die menschliche Psyche als „Black-Box“. Für Sie ist nur das beobachtbare Verhalten aus dem Reiz-Reaktionsschema relevant. Eine bekannte Methode in der Weiterbildung ist der Einsatz von „Rollenspielen“ und dies ist auch der Grund, weshalb zahlreiche Teilnehmer bei der Durchführung von „Rollenspielen“ unangenehme Gefühlslagen entwickeln – das „Reiz-Reaktionsschema“ entspricht nicht der Wirklichkeit in realen Situationen.
Sollten Sie demnächst mal wieder auf einem Verkaufstraining sein, dann achten Sie darauf, ob die Übungseinheiten dem entsprechen, was Sie lernen und üben wollen!
Ein wichtiges Element: Die Verstärkung!
Mechanismen der Verstärkung werden gezielt eingesetzt, um ein bestimmtes Verhalten zu erlangen oder Kontextunabhängig stabil zu halten. Generalisierte Belohnungsformen, wie bspw. Incentives, werden gezielt zur Stärkung der Motivation im Berufsalltag eingesetzt. Alle Reize, die das Auftreten einer Reaktion mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zur Folge haben, sind wirksam im Sinne der Verstärkung. Dies impliziert, dass es eben nicht nur um positive Reize und Anreizsysteme geht.
Allerdings lässt sich beobachten, dass immer mehr die positiven „Stimuli“ eingesetzt werden und auch die Taktung der „Feedbackschleifen“ in immer kürzeren Abständen erfolgt, um gewünschtes Verhalten zu mobilisieren. Es bleibt abzuwarten, wie lange diese positiven „Reizüberflutungen“ in Verhaltensformen der geistigen Übersättigung führen – wobei wir dann wieder beim „Futter“ angekommen wären. Erste Tendenzen einer „Verfettung“ der Gesellschaft sind bereits zu erkennen – wie „Innen“ so „Außen“, denn das können wir Behavioristen beobachten.
„Doch vergessen Sie nicht, der „Futterhahn“ kann auch wieder zugedreht werden, um destruktive Konditionierungen zu löschen!“